Zwiespältige Bilanz der Altersteilzeit


 

am von .

Auch nach dem Auslaufen der staatlichen Förderung bleibt die Altersteilzeit erhalten – sofern entsprechende tarifliche oder betriebliche Vereinbarungen zustande kommen. In der Vergangenheit profitierten vor allem gut verdienende Beschäftigte in tarifgebundenen Großbetrieben.

Seit 1996 regelt ein Gesetz die Altersteilzeit. Ende vergangenen Jahres lief die Förderung der Bundesagentur für Arbeit aus. Ende 2008 war jeder sechste Beschäftigte zwischen 55 und 64 Jahren in Altersteilzeit. Ihre Ziele hat die Regelung nur teilweise erreicht, zeigt eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Kaum Teilzeit: Statt für den gleitenden Übergang wird die Altersteilzeit in der Regel für einen früheren Ruhestand genutzt. Ende Dezember 2009 nutzten 90 Prozent der Beschäftigten in Altersteilzeit das so genannte Blockmodell: Statt ihre Wochenarbeitszeit bis zum Renteneintritt zu reduzieren, arbeiteten sie die Hälfte der verbleibenden Zeit weiterhin voll und gingen dann vorzeitig in Rente.

Mehr Personalabbau als neue Jobs: Die Förderung durch die Arbeitsagentur wurde lediglich in rund einem Drittel der Fälle in Anspruch genommen. Sie war an die Bedingung geknüpft, dass die frei werdende Stelle mit einem Arbeitslosen oder (ausgelernten) Azubi besetzt wird. Überwiegend wurden Auszubildende weiterbeschäftigt. „Ein Großteil der Unternehmen verzichtete auf die Förderung und nutzte die Altersteilzeit zum sozialverträglichen Personalabbau bzw. zur Verjüngung der Belegschaft“, so das IAB.

Welche Personengruppen besonders häufig in Altersteilzeit gingen, zeigt eine statistische Auswertung der Beschäftigungssituation der knapp drei Millionen 55- bis 64-Jähriger 2007. Dabei zeigte sich kein eindeutiger Zusammenhang zwischen körperlichen Belastungen und Altersteilzeit: Ostdeutsche Männer und Frauen im Westen mit beschwerlichen Jobs hatten überdurchschnittlich oft Zugang zur Altersteilzeit. Ansonsten sind gerade Ältere mit anstrengenden Jobs seltener in Altersteilzeit. Weiterhin hatten Beschäftigte in Altersteilzeit meist

  • ein hohes Arbeitseinkommen;
  • eine Berufsausbildung – Ungelernte und Akademiker waren unterdurchschnittlich häufig vertreten;
  • eine Stelle in Großbetrieben mit über 500 Beschäftigten;
  • einen Job in einer Branche mit hoher Tarifbindung. Dieser Zusammenhang ist in Ostdeutschland besonders deutlich.

In den alten Ländern war Altersteilzeit 2007 besonders in Branchen mit negativer Beschäftigungsentwicklung verbreitet. Im Osten wurde sie eher zur Anpassung der Personalstruktur als zum Personalabbau genutzt. Die Motive der Beschäftigten sind laut IAB gemischt: Es gibt sowohl Fälle, in denen das Interesse an mehr Freizeit dominiert als auch solche, in denen sie sich zum Ausscheiden gedrängt fühlen.

Quelle: Böckler Impuls 12/2010, http://www.boeckler.de/32014_108690.html#link