Unsere Gesellschaft wird älter, der Mensch lebt immer länger. Die Schattenseite: Infektionskrankheiten können das Immunsystem leichter überwinden. Wie alle Organe arbeitet auch das Immunsystem im Alter nicht mehr einwandfrei. Eine neue Zusammenarbeit verschiedener universitärer und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen sowie zweier Unternehmen untersucht nun gezielt, warum unsere Immunabwehr im Alter schlechter funktioniert. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „GERONTOSHIELD“ erhielt den Förderzuschlag in Höhe von 2,6 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre.
„GERONTOSHIELD“ ist Teil des BMBF-Programms „Systembiologie für die Gesundheit im Alter – GerontoSys2“, welches systembiologische Forschung im Bereich der biologischen Ursachen des Alterns fördert. Das Auftakt-Treffen des neuen Projekts findet heute am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) statt.
Neben einem besseren Verständnis wollen die Partner Ansätze liefern, um Therapien zukünftig besser auf ältere Patienten abzustimmen. Die wissenschaftliche Leitung des Projekts liegt bei der Abteilung „Vakzinologie und angewandte Mikrobiologie“ von Professor Carlos A. Guzmán am HZI in Braunschweig.
Im Alter stehen dem Immunsystem nicht nur weniger Zellen zur Verfügung, diese reagieren auch schlechter auf eine Infektion oder notwendige Impfungen. Viele Medikamente sind außerdem für junge Erwachsene optimiert. „Die Grippe ist derzeit für jeden zehnten Todesfall in der Bevölkerungsgruppe über 65 Jahre verantwortlich“, sagt der Projekt-Koordinator Professor Carlos A. Guzmán. „Wir wissen immer noch viel zu wenig darüber, wie sich das alternde Immunsystem verändert.“ Um vorhandene Therapien zu optimieren und Ansätze für neue Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln sei dies aber absolut notwendig, so Guzmán.
Eine wichtige Rolle spielen dabei sogenannte Adjuvantien – Wirkverstärker, die die Effizienz einer Impfung verbessern. Guzmán und seine Gruppe möchten untersuchen, wie das alte Immunsystem auf solche Zusatzstoffe reagiert. „Am Ende könnte das Wissen in die Entwicklung von speziell für alte Menschen angepasste Impfstrategien fließen“, so Guzmán.
Um dies zu erreichen, suchen die Forscher im GERONTOSHIELD-Projekt das ganzheitliche Verständnis. Dabei treffen zwei Disziplinen aufeinander: Biologie und Mathematik. Zum einen untersuchen Forscher, wie sich die Immunantworten in jungen und alten Mäusen voneinander unterscheiden. Die Ergebnisse übertragen die Wissenschaftler anschließend auf menschliche Zellen. Mithilfe der gewonnen Daten errechnen Systembiologen dann mathematische Modelle: Die Modelle erlauben es nachzuvollziehen, was im alternden Organismus passiert und ermöglichen es somit, die Ursachen zu erkennen, die diesen Prozess fördern und maßgeschneiderte Strategien für die ältere Bevölkerung zu entwickeln.
„Wir sind auch auf der Suche nach Risikomarkern, die erklären, wie wahrscheinlich es ist, im Alter empfänglich für Krankheiten zu sein“, sagt Professor Michael Meyer-Hermann, Leiter der Abteilung „System Immunologie“ am HZI und Co-Koordinator des Projekts. Diese Faktoren erlauben es, Patienten mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf zu erkennen und mit speziellen, der Risikogruppe angepassten Therapien zu behandeln, so Meyer-Hermann.
Beide Forscher sind sich sicher: Zusammen mit den Partnern könnte GERONTOSHIELD einen entscheidenden Teil dazu beitragen, Wissenslücken im Bereich der Altersforschung des Immunsystems zu schließen.
Informationen zur BMBF-Fördermaßnahme:
GERONTOSHIELD ist Teil des Programms „Systembiologie für die Gesundheit im Alter – GerontoSys2“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Das BMBF fördert mit den Maßnahmen „GerontoSys“ und „GerontoSys2“ die Forschung an zellulären und molekularen Alterungsprozessen. Einen wichtigen Aspekt nimmt dabei auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich der „systembiologischen Altersforschung“ ein. Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter http://www.bmbf.de/foerderungen/14287.php oder unter http://www.idw-online.de/pages/de/news416015, 31.03.2011
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