Frau Silke Bode und Herr Dr. Götz Richter:
Im Jahr 2004 hat der „TIK 30, 40, 50plus – Älter werden in Beschäftigung“ der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) im Memorandum „Demografischer Wandel und Beschäftigung“ ein Plädoyer für neue Unternehmensstrategien vorgelegt. Im Jahr 2010 hat der Expertenkreis das zweite Memorandum „Mit Prävention die Zukunft gewinnen – Strategien für eine demografiefeste Arbeitswelt“ erarbeitet. Darin werden die Vorschläge des ersten Memorandums zu einem erweiterten Präventionsverständnis verdichtet. Gesundheitsförderung, Arbeitsgestaltung und Qualifizierung werden zu einem Gestaltungsansatz integriert, der die Bewältigung des demografischen Wandels realistisch macht..
Bis 2030 wird sich die Alterung des Erwerbspersonenpotenzials fortsetzen. Die Erwerbsquote Älterer wird aus demografischen und sozialpolitischen Gründen ansteigen. Der Anteil der Älteren an den Belegschaften wird steigen und das Durchschnittsalter der Belegschaften geht nach oben. An diesem Punkt setzt „Mit Prävention die Zukunft gewinnen“ an und stellt Strategien für eine demografiefeste Personalpolitik vor. Ausgangspunkt sind wissenschaftliche Untersuchungen, die zeigen, dass sich die berufliche Leistungsfähigkeit von jüngeren und älteren Beschäftigten kaum unterscheidet. Zwar nehmen einzelne Fähigkeiten wie das Seh- und Hörvermögen im Durchschnitt ab, andere Fähigkeiten wie Lebenserfahrung oder Verantwortungsbewusstsein nehmen im Alter zu. Vor allem entwickeln Ältere Kompensationsstrategien um den Leistungswandel zu beherrschen. Mit zunehmendem Alter wachsen hingegen die interindividuellen Unterschiede. Nicht das kalendarische Alter, sondern Arbeitsbedingungen und Lebensgewohnheiten sind maßgeblich für Unterschiede der beruflichen Leistungsfähigkeit verantwortlich. Arbeit, die reizarm und z.B. durch Zwangshaltungen schlecht gestaltet ist, führt auf die Dauer zu Lernentwöhnung und körperlichen Verschleißerscheinungen. Alle Altersgruppen profitieren davon, wenn Arbeit nach ergonomischen Gesichtspunkten gestaltet wird – systematische Belastungswechsel und Lernanreize erhalten die physische und psychische Leistungsfähigkeit von jung und alt. Das Lernen im Lebensverlauf trägt zu geistiger Flexibilität, und damit auch zum Erhalt der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit, bei. Betriebliches Gesundheitsmanagement fördert gesundes Verhalten und sorgt für gesunde Arbeitsbedingungen. Der demografische Wandel macht erforderlich, auch für Berufe und Tätigkeiten, die gesundes Altern in Arbeit nicht möglich machen, Perspektiven zu entwickeln. Für Tätigkeiten mit begrenzter Verweildauer müssen inner- und überbetrieblich neue Laufbahnen entwickelt werden. Dabei sind Anforderungen und Belastungen im Erwerbsverlauf so anzuordnen, dass Arbeit bis zum gesetzlichen Rentenalter möglich ist, auch wenn einzelne Tätigkeiten nur befristet ausgeübt werden. Diese Aufgaben können kleine und mittelständische Unternehmen nicht alleine bewältigen. Zum Teil gibt es schon heute ausgeprägte Unterstützungsleistungen bei Sozialversicherungsträgern, Sozialpartnern oder in Unternehmensnetzwerken. Zum Teil müssen diese Rahmenbedingungen aber z.B. durch Tarifverträge branchenspezifisch erst noch geschaffen werden. Erste Ansätze dazu werden in chemischen, aber auch der Stahlindustrie bereits umgesetzt.
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.inqa.de
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