Zufriedenheit im Job ist beste Gesundheitsvorsorge


 

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„Erschöpfung“ und „Burnout“ sind Themen, die in Deutschland aktuell diskutiert werden. Kasseler Soziologen zeigen in einer aktuellen Studie auf, was Beschäftigten bei der Bewältigung von Arbeitsbelastungen hilft, damit Arbeit und Alltag gelingen.

Die Krankenkassen weisen seit geraumer Zeit darauf hin, dass physische Belastungen in der Arbeitswelt verbreitet sind und sich darüber hinaus psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch befinden. Die Ursachen für Arbeitsüberlastungen sind dabei vielfältiger Natur, wie eine nun veröffentlichte Studie des Fachgebiets Mikrosoziologie der Universität Kassel zeigt. „Ein Großteil der von uns befragten Beschäftigten litt vor allem unter standardisierten Abläufen und entfremdeter Arbeit“, sagt die Leiterin des Fachgebiets, Prof. Dr. Kerstin Jürgens: „Viele Arbeitnehmer erleben einen schleichenden Verlust ihrer Qualifikationen, die vom Betrieb nicht mehr abgefordert werden.“ Auch fehlende Aufstiegsperspektiven und Anerkennung des Beitrags zum Unternehmenserfolg seien Gift für die Zufriedenheit und Arbeitsleistung von Beschäftigten.

Die Situation ist für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen problematisch. „Mit der Einschränkung und dem Verlust der Arbeitsfähigkeit sind hohe Kosten verbunden, so dass viele Unternehmen inzwischen alarmiert sind und – meist angestoßen von den Betriebs- und Personalräten – Projekte zur Gesundheitsförderung anbieten“, erklärt Jürgens. Der Nutzen dieser Maßnahmen bleibt jedoch fragwürdig. Jürgens und ihr Kollege Mathias Heiden haben untersucht, wie diese Unterstützung bei den Beschäftigten ankommt. Das Ergebnis: Die Initiativen helfen den Beschäftigten durchaus in der Bewältigung der Anforderungen, sie greifen jedoch nicht den Kern der wirklichen Ursache von Überlastung auf. „Wenn Unternehmen Geld und Personal bereitstellen, um gesundheitsfördernde Maßnahmen zu ergreifen oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erhöhen, dann ist das hilfreich, aber es reicht bei weitem nicht aus“, betonen die Sozialforscher: „Wenn die Qualität der Arbeit nicht stimmt, dann laufen die Programme ins Leere, weil sie nicht an der Ursache von Überlastung ansetzen.“ Bewegung, gesunde Ernährung und Zeit für Entspannung würden zweifelsfrei allen Menschen gut tun, es sollte aber den Beschäftigten überlassen bleiben, wie sie sich am besten erholen. „Die meisten Menschen verfügen über eigene Umgangsweisen mit Überlastung, die anerkannt werden müssen“, sagt Jürgens.

Hierbei handele es sich um „biografisch gefestigte Lösungen“, die in der Studie detailliert beschrieben werden. Sie sorgen dafür, dass den Beschäftigten die Bewältigung von Anforderungen gelingt. Unternehmen könnten daher dreierlei aufgreifen: „Man sollte vor allem sicherstellen, dass die Arbeitsqualität stimmt“, so Jürgens. „Darüber hinaus sollte den Beschäftigten Zeit und Kraft für ausreichenden Freizeitausgleich bleiben – und vor allem darauf verzichtet werden, Vorschriften über die vermeintlich ‚richtige‘ Erholungsweise zu machen.“

Die Ergebnisse der Studie basieren auf Betriebsfallstudien, die das Autorenteam zwischen 2010 und 2013 im Rahmen eines von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Projekts erarbeitet hat. Es wurden Expertengespräche und Mitarbeiterbefragungen in der Metall- und Chemieindustrie, der Dienstleistungsbranche und dem Handwerk durchgeführt.

Erschienen am 20. August 2013:
Heiden, Mathias / Jürgens, Kerstin (2013): Kräftemessen. Betriebe und Beschäftigte im Reproduktionskonflikt. Berlin: edition sigma.

Quelle: idw.de, 26.08.2013