1,3 Millionen Schichtarbeiter über 50


 

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Die Zahl der über 50-Jährigen in Schichtarbeit hat sich im vergangenen Jahrzehnt mehr als verdoppelt und liegt mittlerweile bei rund 1,3 Millionen. Dieser Anstieg ist sowohl auf das Altern der geburtenstarken Jahrgänge der 1950er und 1960er Jahre als auch auf eine Ausweitung der Schichtarbeit im Dienstleistungssektor zurückzuführen, geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. 13 Prozent der über 50-jährigen Erwerbstätigen bzw. 14 Prozent aller Erwerbstätigen sind in Wechselschichten tätig, arbeiten also zum Beispiel im Zwei- oder Drei-Schichtsystem.

Eine der IAB-Studie zugrundeliegende Befragung von mehr als 5.000 Erwerbstätigen der Geburtsjahrgänge 1959 und 1965 zum Thema Arbeit und Gesundheit zeigt: Mit 49 Prozent berichten Schichtarbeitende häufiger von Schlafstörungen als andere Beschäftigte (41 Prozent).

Darüber hinaus bewerten Schichtarbeitende laut der Befragung ihren Gesundheitszustand mit 49 Prozent seltener als „sehr gut“ oder „gut“ als andere Beschäftigte (56 Prozent). Abgesehen von den bei Schichtarbeitenden häufiger auftretenden Schlafstörungen ist es aber weniger die Schichtarbeit per se, die den Gesundheitszustand beeinflusst. Vielmehr sind die Tätigkeiten, die vorrangig in Schichtarbeit ausgeübt werden, durch erhöhte körperliche und psychische Belastungen charakterisiert. Sie müssen öfter unter dem Einfluss von Kälte, Nässe oder Hitze arbeiten oder Lärm am Arbeitsplatz hinnehmen. Schweres Heben und Arbeiten im Bücken oder Hocken ist bei Schichtdienstbeschäftigten weiter verbreitet als bei anderen Beschäftigten. Während knapp zwei Drittel der Beschäftigten in Schichtarbeit ihre Tätigkeit überwiegend im Stehen ausüben, sind dies bei den anderen Beschäftigten weniger als ein Drittel. Schichtarbeitende klagen der IAB-Studie zufolge zudem häufiger über großen Zeitdruck und hohe Arbeitsverdichtung.

„Körperliche und psychische Belastungen am Arbeitsplatz können durch soziale Unterstützung kompensiert und abgeschwächt werden“, schreiben die Arbeitsmarktforscherinnen Anita Tisch, Silke Tophoven und Carina Leser. Soziale Unterstützung sei bei den befragten Schichtarbeitenden allerdings in einem geringeren Maße zu finden als bei den anderen Beschäftigten. Zwar fühlen sich Schichtarbeitende ebenso wie die anderen Beschäftigten in der überwiegenden Mehrheit von ihren Kollegen anerkannt und beklagen sich nur selten über mangelnde Unterstützung in schwierigen Situationen. Bei der Anerkennung durch ihre Vorgesetzten gibt es jedoch einen Unterschied: Während 72 Prozent der nicht in Schichtarbeit Beschäftigten von entsprechender Anerkennung berichten, liegt der Anteil bei den Schichtarbeitenden neun Prozentpunkte niedriger.

Zudem zeigt die IAB-Studie, dass Schichtdienstbeschäftigte weniger Sport treiben und häufiger an Übergewicht leiden. „Es bleibt offen, ob dies unmittelbar aus der Schichtarbeit resultiert. Wer zu atypischen Arbeitszeiten tätig ist, hat es möglicherweise schwerer, sich ausgewogen zu ernähren oder sich an regelmäßigen sportlichen Aktivitäten, beispielsweise in einem Verein, zu beteiligen“, merken die Forscherinnen dazu an.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2013/kb2113.pdf

Quelle: idw.de, 11.11.2013