Für mehr Teilhabe, Selbstbestimmung und Lebensqualität – Das Kuratorium Deutsche Altershilfe fordert Nationalen Aktionsplan für die Pflege
Damit Menschen in Würde altern und lange ihre Selbstständigkeit erhalten können, braucht Deutschland einen Nationalen Aktionsplan für die Pflege. „Wir alle wissen, dass die Zahl der älteren Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen steigt. Wir können nicht länger auf eine Reform warten, die die Situation der pflegebedürftigen Menschen und an der Pflege beteiligten Personen vor Ort grundlegend verbessert“, sagt Dr. h. c. Jürgen Gohde, Vorsitzender des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA). „Wir brauchen mehr Prävention und Rehabilitation vor und in der Pflege, wir brauchen den neuen Pflegebegriff, um den Menschen mit Demenz besser gerecht werden zu können, wir brauchen ein Gesamtkonzept für Teilhabe und Pflege mit Impulsen für eine alterns- und generationengerechte Infrastruktur des Wohnens. Nicht zuletzt: wir müssen den Pflegenden den Rücken stärken. Die Fachkräftesicherung ist eine Schlüsselfrage. Die Pflegereform ist eines der Zukunftsthemen unserer Gesellschaft: für die Einzelnen so wichtig wie Kindertagesplätze und die Energiewende. Eine deutlich bessere Finanzausstattung in allen Leistungsformen ist nötig.“
Was ist nötig für eine gute Pflege? Das KDA hat hierzu sechs Forderungen formuliert:
- Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff muss zügig eingeführt und im Sozialgesetzbuch I verortet werden. Der Begriff und das neue Begutachtungssystem schaffen Gestaltungsraum für neue, angemessene Leistungen. Zudem müssen die Chancen genutzt werden, die er bietet: dafür, Prävention und Rehabilitation verstärkt anzubieten und dafür, Kernprozesse in der Pflege zu verändern
- Die Pflegeversicherung muss finanziell gestärkt werden. Zudem sollten ihre Leistungen dynamischer werden, um sie vor der Aushöhlung zu schützen.
- Die Zukunft der Pflege liegt im Quartier. Deshalb müssen Kommunen eine stärkere, die Infrastruktur steuernde Rolle übernehmen. Dafür brauchen sie mehr Geld, dafür braucht die Gesellschaft aber auch ein Umdenken: Neue Wohnformen müssen gefördert werden, etwa mit Hilfe eines Investitionsprogramms „Pflege und Wohnen“. Außerdem muss der Grundsatz „ambulant vor stationär“ konsequent umgesetzt werden. Pflege sollte in das Umfeld der Pflegebedürftigen integriert werden – damit es in Zukunft selbstverständlich ist, dass Nachbarn und Freunde Betroffenen helfen und ein Mix an Hilfsangeboten entsteht. Damit Menschen mit Pflegebedarf lange zu Hause leben können, fehlen derzeit noch bezahlbare haushaltsnahe Dienstleistungen. Diese sollten ausgebaut werden. All dies trägt dazu bei, eine Pflegebedürftigkeit zu verzögern.
- Der Pfeiler für die neuen Strukturen ist ein Beratungsangebot. Künftig sollte es eine wohnortnahe Beratung für alle Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen geben, damit sie sich besser orientieren können.
- Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf muss massiv unterstützt und ausgeweitet werden. Mittelfristig liegt hierin ein großer gesamtwirtschaftlicher Vorteil.
- Die Sicherung und der Gewinn ausreichend qualifizierter Fachkräfte ist eine Schlüsselfrage: Pflege darf nicht länger ein prekärer Beschäftigungssektor sein. Die Politik muss daher dafür sorgen, dass Mitarbeitende generell nach Tariflohn bezahlt und geschlechtergerecht eingestuft werden. Außerdem erfordert das teilhabeorientierte Konzept neue Fachkräfte, die über unterschiedliche Qualifikationen verfügen. Die Ausbildung muss entsprechend erheblich verbessert werden. Es müssen neue Profile entwickelt, neue Arbeitszeitmodelle geschaffen und neue personalwirtschaftliche Strategien umgesetzt werden. Qualifizierte Arbeit, eine attraktive Vergütung und ausreichende Unternehmenserträge gehören zusammen.
Quelle: idw.de, 28.10.2013
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