Einsamkeit ist ein subjektives Phänomen, das in jedem Alter auftreten kann. Für den altersbezogenen Verlauf werden Veränderungen in sozialen Beziehungen wahrscheinlicher, die mit Lebensereignissen (z.B. Verwitwung) und weiteren Faktoren (z.B. gesundheitlichen) verknüpft sind und zum stärkeren Erleben von Einsamkeit beitragen können. Die neuere Einsamkeitsforschung zeigt jedoch, dass ein verstärktes Einsamkeitserleben für ältere Menschen nicht die Regel ist. Nur im höheren und hohen Alter kommen schmerzhafte Einsamkeitsgefühle häufiger vor als bei Jüngeren. Diese Lebensrealität spiegelt sich auch in vielen Unterstützungsangeboten bürgerschaftlichen Engagements.
Das Themenheft enthält vier Beiträge im Themenspektrum von Wissenschaft und bürgerschaftlichem Engagement:
Clemens Tesch-Römer, Maja Wiest, Susanne Wurm und Oliver Huxhold diskutieren „Einsamkeit-Trends in der zweiten Lebenshälfte: Befunde aus dem Deutschen Alterssurvey (DEAS)“ für den Zeitraum 1996 bis 2008. Der DEAS ist eine bundesweit repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen, die 40 Jahre und älter sind und in Privathaushalten leben. Die Analysen konzentrieren sich auf drei, voneinander unabhängige Stichproben der Bevölkerung aus den Erhebungsjahren 1996, 2002 und 2008. Die Ergebnisse werden insgesamt als positiv bewertet: Nur wenige Personen in der zweiten Lebenshälfte berichten, sich sehr einsam zu fühlen. Zwischen 1996 und 2008 war ein leichter Rückgang der erlebten Einsamkeit festzustellen. Für die älteste Altersgruppe (70- bis 85-Jährige) konnte über alle drei Zeitpunkte hinweg ein positiver sozialer Trend mit einer kontinuierlichen Verringerung der Einsamkeitswerte festgestellt werden. Die Gesamtheit der Befunde wird ausführlich dargestellt und erörtert.
Anne Böger und Oliver Huxhold stellen die Ergebnisse einer Literaturübersicht zu den “Ursachen, Mechanismen und Konsequenzen von Einsamkeit im Alter“ vor. Im Einzelnen gehen sie den Fragen nach, ob Einsamkeit ein Problem des Alters ist, wie Einsamkeit in der psychologischen Einsamkeitsforschung definiert ist, und wie die Entstehung von Einsamkeit nach proximalen und distalen Faktoren bzw. den Auslösern von Einsamkeit zu verstehen und zu erklären ist. Die Ursachen der Einsamkeit im Alter, Konsequenzen und Maßnahmen zur Verringerung von Einsamkeit werden näher erörtert. Der Beitrag schließt mit einem Fazit.
Klaus-W. Pawletko skizziert in seinem Beitrag „Gegen Einsamkeit und Isolation im Alter“ das Engagement des Berliner „Vereins Freunde alter Menschen“. Zentrales Anliegen des Vereins ist es, dass alte Menschen nicht als Hilfeempfänger gesehen werden, sondern ihnen freundschaftlich und auf Augenhöhe begegnet wird. Im Mittelpunkt des Berliner Vereins stehen gut vorbereitete Besuchspartnerschaften zwischen Jung und Alt, die im Verlauf begleitet werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Unterstützung alter Menschen, lebenslang im vertrauten Wohnumfeld verbleiben zu können, auch bei eintretender Hilfebedürftigkeit. Die Zusammenarbeit des Vereins mit Berliner Baugenossenschaften eröffnete hier die Möglichkeit, mit alten, von Isolation und Einsamkeit betroffenen oder bedrohten Menschen in Kontakt zu kommen und „Community-Care-Projekte“ in zwei Berliner Bezirken ins Leben zu rufen.
Bernhard Bleyer, Irene Braun, Richard Ebner und Ramona Riecke berichten über „Ein Projekt zur Qualifikation von Besuchsdiensten in stationären Altenhilfeeinrichtungen: Begegnungen gegen die Einsamkeit“. Sie erläutern die Ausgangspunkte und Vorbereitungsphase ihres Projektes, das in einem Kooperationsverbund in Bayern durchgeführt wurde. Für das Projekt war es wesentlich, dass Ehrenamtliche für den Besuchsdienst mehr Wissen über einrichtungsbezogene Abläufe und Erkrankungen der pflegebedürftigen Menschen (v.a. Demenzerkrankungen) mitbringen sollten. Die Projektbeteiligten entwickelten daher ein Bildungsprogramm für Ehrenamtliche mit insgesamt fünf Modulen, das auf die Situation eines Alten- und Seniorenheims in der Diozöse Regensburg zugeschnitten war und von fachkundigen Referenten vor Ort durchgeführt wurde. Die große Nachfrage und positiven Bewertungen waren maßgebend dafür, dass das Curriculum derzeit in einem weiteren Altenheim der Diozöse eingesetzt wird.
Weitere Informationen:
http://www.dza.de/fileadmin/dza/pdf/Heft_01_2014_Januar_Februar_2014_gekuerzt_PW.pdf
Quelle: idw.de, 17.03.2014
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