Entwicklung einer Mobilitätsplattform für die „Generation 60+“


 

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Uni Siegen arbeitet mit der Stadt und weiteren Partnern im neuen Forschungsprojekt „SehrMobil“ an der Entwicklung einer Mobilitätsplattform für die „Generation 60+“.

Auszeichnung für „SehrMobil“! Die Universitätsstadt Siegen hat mit dem Demografieprojekt den Best-Practice-Award „Telematik in Kommunen“ in der Kategorie der Städte zwischen 50.000 und 250.000 Einwohnern gewonnen. Siegen ist auch Gesamtsieger der Preisträger aller Kategorien. „SehrMobil“ ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Forschungsprojekt, in dem die Stadt mit sieben gleichberechtigten Partnern Methoden zur Verbesserung der Mobilität im Alter erarbeitet. Die Partner sind: Bundesarbeitsgemeinschaft für Senioren, Deutsches Rotes Kreuz, Infoware GmbH, International Institute for Social Informatics, Kreis Siegen-Wittgenstein, Universität Heidelberg und Universität Siegen. Seitens der Uni Siegen ist das Institut für Wirtschaftsinformatik unter Prof. Dr. Volker Wulf mit Dipl.-Ing. Martin Stein und der Soziologin Johanna Meurer beteiligt.

Die Verbesserung der Mobilität im Alter ist das zentrale Anliegen des Projekts. Eine altersgerechte und generationsübergreifende IT-Anwendung wird aktuell gemeinsam mit Seniorinnen und Senioren entwickelt und erprobt. Die Aktionsräume der „Generation 60+“ sollen über nahtlose Mobilitätsketten nachhaltig erweitert werden. Mit Mobilitätsketten sind sinnvolle Kombinationen von unterschiedlichen Fortbewegungsformen wie ÖPNV, privaten Mitfahrgelegenheiten oder auch einer Fußgängernavigation gemeint, die Bürgern eine bestmögliche Mobilität gewährleisten. Zu diesem Zweck wird eine auf Informations- und Kommunikationstechnik basierende technische Dienstleistung (die sog. Mobilitätsplattform) entwickelt und erprobt. Das System umfasst eine mobile (Smartphone) und eine TV-Applikation sowie eine Internetpräsenz.

Die Forschungsgruppe „Wirtschaftsinformatik und neue Medien“ der Universität Siegen verantwortet im Projekt die Anforderungsanalyse und entwickelt Designlösungen. Dazu werden empirische Erhebungen zum aktuellen Mobilitätsverhalten und Bedürfnissen erstellt, um anschließend den Entwicklungsprozess durch Design-Prototypen zu unterstützen. Die Uni Siegen schließt mit weiteren Methoden (z.B. Kreativworkshops, Interviews) die Lücke zwischen Technikgestaltung und empirischen Erhebungen, die Teilnehmer werden im neuen „Living Lab“ betreut. Zudem ist die Uni im Projekt die Schnittstelle zu den ÖPNV-Anbietern.

Weil Mobilität zu den entscheidenden Grundlagen für Selbstständigkeit und gesellschaftliche Teilhabe gehört, arbeitet die Stadt Siegen daran, die eingeschränkten Aktionsräume älterer Bürgerinnen und Bürger zu erweitern. „Die Sicherstellung von Mobilität im Alter ist mir ein großes Anliegen“, sagt Bürgermeister Steffen Mues, denn: „sich im Alltag selbständig und sicher bewegen zu können, ist ein wesentlicher Schlüssel für eine hohe Lebensqualität im Alter. Auch in fortgeschrittenen Lebensjahren mobil zu bleiben: das bedeutet für mich selbstbestimmt und in Würde zu altern.“ Anja Heiden, Leiterin der Geschäftsstelle Demografie der Stadt Siegen, sieht als Fernziel der Mobilitätsplattform die Einbindung spezifischer Angebote, über die neue Formen von sozialer Teilhabe und Vernetzung entstehen können. So könnte zum Beispiel eine „Mitlaufzentrale“ integriert werden. Heiden: „Das ist sinnvoll, weil ältere Menschen mit eingeschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit oftmals schon leichte Aktivitäten unterlassen, da sie etwa Angst vor Stürzen haben.“

Die Überlegung, Mobilität und Teilhabe zu fördern, indem man Menschen über eine IT-Anwendung anbietet, mit anderen beispielsweise einen Spaziergang zu unternehmen und somit begleitet und sicher körperlich aktiv zu sein, wäre eine ganz neue, wünschenswerte Form der Vernetzung. Neben der Anregung zur körperlichen Betätigung bietet diese Art von Gemeinschaftserlebnis auch die Förderung von sozialer Teilhabe. Aus diesem Grund ist in das System auch ein Kulturkalender eingebunden. Er macht nicht nur auf Veranstaltungen aufmerksam, sondern gibt auch – siehe oben – Hinweise auf Möglichkeiten, wie man ohne eigenes Auto dort hingelangen kann.

Quelle: idw.de, 03.04.2014