Die Menschen leben immer länger. Und immer häufiger erkennen sie, wie wichtig es ist, im Alter fit zu sein. Für die Sportvereine eröffnet sich so ein großes Wachstumspotenzial. Um die Vereine fit für diese Herausforderung zu machen, bietet der Rheinhessische Turnerbund gemeinsam mit dem Deutschen Turnerbund am 12. und 13. März in der Mainzer Universität den zweiten Fachkongress für Seniorensport an. Die Diplomsportlehrerin Dr. Gudrun Paul, Buchautorin und beim Turnerbund Referentin für Gesundheitssport, erklärt, worauf nicht nur die Senioren achten sollten, um fit zu bleiben.
Frau Paul, Sport fördert das Wohlbefinden, sagt man. Ist das wissenschaftlich erwiesen?
In wissenschaftlichen Darstellungen wird Wohlbefinden als allgemeine Lebenszufriedenheit definiert. Diese wird, so spüren es die Menschen, durch Gesundheit, Arbeits- und Einkommenszufriedenheit mitbestimmt. Die Einflussfaktoren sind individuell und vielfältig, aber als besonders dominant erscheint das körperliche und seelische Wohlbefinden. Diese Erfahrungen werden immer wieder in den Übungsgruppen der Turn- und Sportvereine bestätigt.
Die Senioren gelten heute als fitter, man spricht von einem Bewusstseinswandel bezogen auf Gesundheit und Wohlbefinden. Stimmt das?
Es wird immer mehr auf Bewegung, gute Ernährung, Gewicht und ausreichend Schlaf geachtet. Die heutigen Rentner sind fitter und rüstiger denn je. Darauf hat sich der Sport eingestellt. Nur wenn ich gesund bin, kann ich das Leben aktiv gestalten und genießen. Die Angst vor dem Verlust der Eigenständigkeit und damit Unabhängigkeit durch Krankheit ist die größte Sorge der Menschen, das betrifft Frauen und Männer gleichermaßen. Auffällig ist die Angst, an Demenz zu erkranken und zu einem Pflegefall zu werden.
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt mindestens dreimal 30 Minuten Sport pro Woche. Warum ist das so wichtig?
Die Empfehlung ist auf ein Mindestmaß an körperlicher Aktivität ausgerichtet. Das ist wichtig und sinnvoll, da nur ab einem bestimmten Umfang an Bewegung wirkliche positive Reize für die Muskeln, das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechselprozess entstehen. Anstrengung ist notwendig und sinnvoll.
Was würden Sie jemandem empfehlen, der im Alter fit und gesund bleiben möchte?
Jeder Mensch hat es in der Hand, wie fit und belastbar er im Alter noch ist. Körperliche und geistige Funktionen, die wir nicht einsetzen, werden im Alter systematisch abgebaut. Durch sportliche Aktivitäten und die dadurch ausgelösten Anpassungsprozesse des Organismus kann der Abfall der Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter deutlich verlangsamt werden, was wiederum zur Stabilität der Gesundheit und des Wohlbefindens beiträgt. Für zu Hause sollten Sie in Ihrem Tagesablauf ein festes Zeitbudget für Bewegung einplanen, etwa regelmäßiges Spazieren an der frischen Luft mit aktiven Atemübungen oder gymnastische Übungen zur Erhaltung der Mobilität der Gelenke und der Muskelkraft. Entspannungsübungen helfen auch, angespannte Momente besser zu verkraften.
Die Sportverbände werben damit, dass Aktivität auch geistig fit hält. Wie genau geht das vonstatten?
Zum einen wissen wir, dass alle Bewegungen über das Gehirn angesteuert werden. Das heißt, es gibt eine eindeutige Verbindung von Gehirn und Motorik. Zum anderen haben Wissenschaftler in den vergangenen Jahren herausgefunden, dass Bewegung nicht nur die Muskeln, die Gelenke und das Herz-Kreislauf-System trainiert, sondern auch den Kopf. Spezielle Bewegungen haben Auswirkungen auf die Gehirnfunktion und die Gehirnstrukturen. Man weiß heute, dass das Gehirn sich auch bis ins hohe Alter verändern kann. Einen Stillstand der grauen Zellen gibt es nicht, der Kopf braucht wie die Muskeln vielfältige Reize und Erfahrungen. Körperliche und geistige Aktivität ist der Schlüssel zur Aufrechterhaltung der Alltagskompetenzen. Körperliche und geistige Beweglichkeit, Bewegungsvermögen und Selbstbewusstsein, Aktivität und Kompetenz hängen untrennbar zusammen. Sie müssen angeregt werden, um ein Abrutschen des älteren Menschen in die Passivität zu verhindern.
- DER KONGRESS
Der zweite Seniorensport-Kongress mit rund 100 Praxis- und Theorie-Workshops sowie der integrierten Fachkonferenz „Kommune und Verein – Demografie gemeinsam gestalten“ findet am 12. und 13. März an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz statt.
Information und Anmeldung im Internet oder auf der RhTB-Geschäftsstelle unter Telefon 06131-9 41 70 oder per E-Mail an die folgende Adresse: info@rhtb.de.
Folgen Sie uns!