Beide haben sich dazu entschlossen, dem wohlverdienten Ruhestand den Rücken zuzukehren und sich noch einmal in die Position des Lernenden zu begeben. Doch warum eigentlich?
Hans-Joachim Buntenbach studiert bereits seit etwa sieben Jahren. Früher war er Chef in einer Sägefabrik, doch nach dem Ruhestand wurde ihm schnell langweilig. Plötzlich wurde das ehemals aufregende Leben erschreckend ruhig. Die neu gewonnene Zeit wollte er sinnvoll nutzen. „Schließlich soll mein Hirn ja nicht einrosten“, lacht er. Der 71-jährige Düsseldorfer ist sehr aktiv in seiner Heimatkirche, was für ihn der ausschlaggebende Punkt war, Theologie zu studieren und sein Wissen zu vertiefen. Dass er teilweise älter ist als seine Dozenten, findet er nicht schlimm. „Sie sind alle sehr kompetent. Die haben eben etwas anderes gelernt als ich und können mir noch viel beibringen.“
Daneben entschloss sich Buntenbach noch ein zweites Fach zu studieren. „Ich habe mich schon immer sehr für Philosophie interessiert. Vor allem die Religionsphilosophie wollte ich unbedingt genauer kennenlernen. Mittlerweile faszinieren mich auch andere philosophische Themenbereiche“, erzählt er glücklich.
Dass die Neugierde einen übermannt, kennt auch die 76-jährige Philosophiestudentin Monika Hecker. Ihre Geschichte ist beeindruckend: Vor einigen Jahren hielt Privat-Dozent Dr. Georg Siegmann als Gastdozent ein Seminar über den Philosophen Martin Heidegger an der Universität Duisburg. Die aus Mühlheim an der Ruhr stammende Monika Hecker war so begeistert von seinen Vorträgen, dass sie ihm nach seiner Rückkehr an die Bergische Universität Wuppertal folgte. Seitdem ist Monika Hecker leidenschaftliche Studentin in Wuppertal und möchte nicht mehr von hier fort. „Seit 25 Semestern bin ich bereits eingeschrieben“, berichtet sie stolz. „Ich war schon immer sehr lernlustig und neugierig auf Neues, vor allem im geistigen Bereich.“ An der Uni kann sie endlich ihren Wissensdurst stillen.
Zuvor war Monika Hecker Realschullehrerin für Französisch und Englisch. Dass sie nun zurück auf die Seite der Lernenden gewechselt hat, stört sie nicht. Auch der Kontakt zu den weitaus jüngeren Studierenden gefällt ihr: „Ich habe noch nie ein unfreundliches Gesicht gesehen, sie sind alle sehr sympathisch.“
Auch Freunde und Familienangehörige bestärken Monika Hecker bei ihrem Studium, obwohl sie sich zuerst etwas verwundert zeigten. Nun haben alle großen Respekt vor ihrer Entscheidung, noch einmal zu studieren.
Momentan belegt Monika Hecker fünf Kurse. „Mehr schaffe ich nicht“, lacht sie. Doch zu alt zum Lernen sei man schließlich nie.
Auch die jüngeren Studierenden nehmen die Seniorenstudierenden positiv in ihrer Mitte auf. Keiner findet es eigenartig, Studierende neben sich sitzen zu haben, die auch ihre Großeltern sein könnten. „Ich betrachte die ältere Studentengeneration eher als Vorbild für uns Jüngere“, gibt eine 30-jährige Studentin zu. Die Seniorstudenten würden beweisen, dass man auch im Alter noch etwas wagen kann. „Das Alter hält doch mehr für einen bereit, als elendig auf dem Sofa zu sitzen und einen Serienmarathon nach dem anderen zu starten oder ständig im Wartezimmer zu sitzen und zu jammern, wie schlecht es einem geht.“ Ihrer Meinung nach sollten sich viel mehr Menschen ein Beispiel an den Seniorenstudierenden nehmen.
Sie beweisen, dass man auch im Alter Freude am Lernen haben und das Leben genießen kann. Sogar körperliche Einschränkungen halten die Senioren nicht ab – kommen manche doch sogar an Krücken zur Uni. Wie singt noch Curd Jürgens in einem seiner berühmten Schlager: „Alles, was Spaß macht, hält jung!“
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