Alt, wild und rebellisch


 

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„Immer mehr Pensionisten beginnen im Alter ein zweites Leben. Fünf Porträts rüstiger Senioren, die neue Herausforderungen gefunden haben

DIE ZEIT Nº 14/2014

Ausgerechnet der Kapitalismus hat Simone de Beauvoir widerlegt. „Ein ehemaliger Mechaniker ist kein Mechaniker mehr: Er ist nichts“, notierte sie 1970 in ihrem Essay La Vieillesse über die kapitalistische Gesellschaft, die sich „von den gealterten Werktätigen wie von einer fremden Gattung abwendet“. Heute sind es gerade die Trendscouts, die in den nicht mehr Arbeitenden die Marktchance des Jahrhunderts sehen, in den Pensionisten und über 60-Jährigen.

„Die Zukunft ist silber“, hat auch die Wirtschaftskammer im vergangenen Jahr als Devise ausgegeben. Hinter grauen Haaren schimmert eine immer größer werdende „Generation Gold“ mit Lust auf das Leben und Zeit zum Geldausgeben. Anspruchsvolle Genießer, gerne auch „Greyhopper“ oder „Silverpreneure“ genannt.

Zum einen steckt ein gewachsener Zwang zur ewigen Jugend hinter diesem Marktsprech. Auch Leopold Rosenmayr, der bekannteste Gerontologe des Landes, relativiert das Bild des ewig strahlenden Best Agers: Es gebe ihn so ganz einfach nicht. Wie das Alter gelebt werde, hänge auch von der sozialen Schicht ab. „Höhergebildete joggen öfter, lesen mehr, sind in jeder Hinsicht aktiver und haben weitaus mehr Interessen“, sagt der 90-Jährige und geht mit den österreichischen Senioren hart ins Gericht. „50 Prozent oder mehr lassen sich vor dem Fernseher berieseln und kratzen Geld zusammen, um in ein Wellnesscenter zu fahren. Aber Wellness hat doch nichts mit der Aktivierung des eigenen Ich zu tun!“ Sie mögen also noch eine Minderheit sein, die Menschen in Österreich, die mit Pensionsantritt keineswegs in Viktor Frankls „Sonntagsneurose in Permanenz“ verfallen. Menschen, auf die keines der gängigen Altersbilder wirklich passen will, weil sie ihr Leben nicht daran anpassen wollen. Denn Selbstfindung, sagt Rosenmayr, sei nichts weniger als eine Kulturaufgabe. Auch um Simone de Beauvoirs Defätismus, wonach Alter keine Zukunft habe, abseits jeglichen Marktkalküls wirklich zu widerlegen […]“

Den kompletten Artikel finden Sie hier:
http://www.zeit.de/2014/14/ruestige-senioren, 26.03.2014