Alternsforschung gewinnt im Wissenschafts-Wettbewerb der Leibniz-Gemeinschaft


 

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Auf der Jahrestagung der Leibniz-Gemeinschaft letzte Woche in Berlin erhielt ein Netzwerk aus vier Instituten des Leibniz-Forschungsverbundes „Healthy Ageing“ im Wettbewerb um die besten Forschungsvorhaben den Zuschlag für ein Antragspaket aus dem Bereich der Alternsforschung. Die Förderung über insgesamt knapp 3 Mio. € geht damit an das Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut e.V. (FLI) in Jena, das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin, das Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) in Magdeburg und das Leibniz-Institut für Umweltmedizinische Forschung (IUF) in Düsseldorf.

Die vier Forschungsinstitute hatten sich innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft einem Wettbewerbsverfahren gestellt, das die Forschungsvorhaben durch unabhängige internationale Gutachter nach Kriterien wissenschaftlicher Exzellenz bewertet. Unter 78 Anträgen konnte sich der Netzwerkantrag aus Jena, Berlin, Magdeburg und Düsseldorf neben 28 weiteren Vorhaben durchsetzen.

„Für die nächsten drei Jahre können wir damit unsere Forschungen zu Reparaturmechanismen altersbedingter Gendefekte, zum Stoffwechsel alternder Zellen und zu den Auswirkungen dieser Veränderungen auf das Nervensystem auf eine gute finanzielle Grundlage stellen“, freut sich Prof. Dr. Karl Lenhard Rudolph, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Altersforschung in Jena.

Alle vier beteiligten Institute widmen sich unterschiedlichen Schwerpunktthemen der biomedizinischen Ursachen des Alterns. Im Rahmen der Leibniz-Förderung kommt es nun zu einer Vernetzung dieser Forschungsschwerpunkte. Die Forschungen werden hierzu auf drei interaktiven Ebenen durchgeführt:

Am FLI steht die Erforschung der Schädigung der Erbinformation als Ursache des Alterns im Zentrum des Projektes. Schon lange ist bekannt, dass Fehler im genetischen Code der Zelle, der DNA, in alternden Zellen und Geweben auftreten. Es gibt körpereigene Kontrollmechanismen, die geschädigte Zellen eliminieren und damit der Krebsentstehung vorbeugen. Im Rahmen der Alterung kann hierdurch jedoch Schaden entstehen, wenn zu viele Zellen geschädigt sind und der Zellerhalt der Gewebe in Gefahr gerät. „In diesem Stadium könnte die Hemmung von DNA-Schädigungsantworten Zell- und Gewebefunktionen eventuell verlängern.“, so Christoph Kaether, beteiligter Wissenschaftler im FLI-Konzept.

Das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie in Berlin untersucht mit mehreren Arbeitsgruppen u.a. auch am FLI und am LIN in einem interdisziplinären Projekt den Abbau der alternden und defekten Funktionsbausteine (Proteine) in der Zelle. „Wir wollen überprüfen, ob ein Ungleichgewicht zwischen Proteinsynthese und Proteinabbau in den Zellen zu einer vorzeitigen Alterung des Gewebes führt.“, beschreibt Prof. Dr. Volker Haucke die Arbeiten an seinem Teilprojekt. Typische Alterskrankheiten wie Osteoporose und Demenz lassen sich so besser verstehen.

Spiele solche Prozesse auch beim Altern von Nervenzellen eine Rolle? Dieser Frage gehen die Forscher um Dr. Michael R. Kreutz am Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg nach. Zusammen mit Frau Prof. Daniela Dieterich von der Otto von Guericke-Universität Magdeburg und den Verbundpartnern aus Jena und Berlin fokussiert diese Gruppe ihre Studien auf die Veränderungen im Nervensystem während des Alterns. „Wir haben wichtige Hinweise, dass Ungleichgewichte im Proteinhaushalt der Zelle, wie sie in Berlin untersucht werden, zu Alterungsprozessen in den Nervenzellen führen.“, erklärt Dr. Kreutz. „Letztlich wird dadurch der Austausch und der Informationsfluss zwischen den Zellen des Gehirns gestört.“ Auf alternde Menschen wirkten sich diese Prozesse durch verminderte Gedächtnisleistung und Lernfähigkeit aus.

„Wir betreiben hier Grundlagenforschung.“, sind sich alle beteiligten Wissenschaftler einig. „Mit unseren Erkenntnissen können aber hoffentlich Medikamente entwickelt werden, welche Reparaturmechanismen am Bauplan der Zellen beeinflussen, das Gleichgewicht zwischen Auf- und Abbau der Zellfunktionsbausteine – der Eiweiße – wieder herstellen und somit am Ende altersbedingte Krankheiten wie Demenz und Osteoporose verzögern oder minimieren.“ Ziel der Forscher sei es, dass Menschen auch im hohen Alter möglichst lange gesund und ohne kognitive Einschränkungen leben können.

Möglich wurde der Verbundantrag der drei Leibniz-Institute durch die Gründung des Leibniz-Forschungsverbundes „Healthy Ageing“ im März dieses Jahres. Dafür haben sich 23 Institute aus allen Sektionen der Leibniz-Gemeinschaft zusammengeschlossen. Ziel des Verbundes ist es, die Grundlagen des Alterns in interdisziplinären Projekten auf allen Ebenen zu erforschen. Daraus werden Anpassungsstrategien entwickelt und validiert, die ein gesundes Altern in unserer Gesellschaft ermöglichen.

Quelle: idw.de, 03.12.2013