Blogbeitrag August zum Förderpreis “Alter und Arbeit 2011″


 

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Wie beeinflussen Zeitperspektiven aus psychologischer Sicht unser Verhalten und Motivation und wie kann man sie messen? Der Fragebogen zum subjektiven Gesundheitshorizont

Zeitperspektiven beeinflussen unsere Motivation und unser Verhalten erheblich. Insbesondere im höheren Lebensalter scheint die Wahrnehmung der Lebenszeit eine fundamentale Rolle bei der Selektion und dem Streben nach Zielen einzunehmen – mit wichtigen Konsequenzen auf Emotion, Kognition und Motivation.

Dennoch findet man in der Literatur kaum Studien und Instrumente, die die Wechselwirkungen zwischen der individuellen Zeitwahrnehmung und motivationalen, kognitiven Variablen untersuchen.

Aus diesen Gründen habe ich ein neues Messinstrument entwickelt, das die individuellen Unterschiede in der zeitlichen Einschätzung der eigenen zukünftigen Gesundheit erfassen soll. Der eindimensionale Fragebogen zum subjektiven Gesundheitshorizont (englisch: „subjective health horizon; SHH) umfasst verschiedene körperliche, mentale, motivationale Konstrukte, die sich auf dessen individuellen zukunftsorientierten gesundheitlichen Beurteilungen richten.

Messinstrumente zu Zeitperspektiven

Mit der Entwicklung und Validierung des SHH-Fragebogens möchte ich die zentrale Rolle der Zeitwahrnehmung der eigenen Gesundheit als wichtige Variable und ihren maßgeblichen Einfluss auf motivationale aber auch kognitive Funktionen messen und weiterentwickeln.

Bisher existieren wenige Messinstrumente, die einzelne Zeitdimensionen erfassen, wie z.B. die Betrachtung zukünftiger Konsequenzen (Strathman et al., 1994), die lang- und kurzfristige Betrachtungen des eigenen Handelns, die „Sensation-Seeking Scale“, welche gegenwarts-orientiertes Verhalten misst (Zuckerman, 1994) sowie die „Future-Anxiety Scale“ (Zaleski, 1996). Jedoch berücksichtigen diese Messinstrumente kaum zukunftsorientierte gesundheitliche Beurteilungen als Einflussgrößen.

Der Fragebogen zum subjektiven Gesundheitshorizont

Die Erfassung der zukünftige Gesundheitsperspektive und Leistungsfähigkeit wurde mit Hilfe des neu entwickelten SHH-Fragebogens perationalisiert.

Das dem Fragebogen zugrunde liegende Konzept verbindet neurobiologische und motivationspsychologische Ansätze (siehe vorangegangene Blogs). Der SHH ist ein neu entwickeltes, noch nicht validiertes  Messinstrument und erfasst die individuelle zeitliche Einschätzung der eigenen zukünftigen Gesundheitserwartung und Leistungsfähigkeit in Form einer zeitlichen Dimension (zukunftsorientiert).

Das Verfahren

Der SHH-Fragebogen umfasst mit 33 Items Aussagen zu „körperlicher“, „leistungsbezogener“ Aktivität sowie Aussagen zur Zukunftsplanung und Neuheitsexploration. Diese Aussagen werden durch die Studienteilnehmer in Form von zukünftigen Zeitintervallen ab aktuellem Lebensalter bewertet.

Die Items liegen in chronologisch geordneten Zeitintervallen vor (z.B. „ab jetzt“, „1-3 Jahre“, „6 Jahre“; „9 Jahre“ etc. ). Mit Hilfe einer elfstufigen Ratingskala können die Probanden ihre maximale Einschätzung in Form von Jahren (Gesundheitshorizont) zu diesen Aussagen ankreuzen. Die Bearbeitungsdauer liegt durchschnittlich zwischen 15-20 Minuten.

Folgende Instruktionen werden gegeben:

„Dieser Fragebogen erfasst Ihre persönliche Einschätzung zu Ihrer zukünftigen körperlichen und geistigen Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Zu jeder Frage werden Ihnen Zeitintervalle präsentiert, die chronologisch ab Ihrem jetzigen Alter zukünftige Jahresabschnitte abbildet.

Bitte lesen Sie jede Frage genau durch. Schätzen Sie sich selbst ein, bis wann Sie körperlich und mental in der Lage sind, die einzelnen Fragen in Ihrem Alltag umzusetzen (auch wenn Sie es tatsächlich nicht passieren wird). Markieren Sie das für Sie höchste angegebene Zeitintervall mit einem Kreuz, bis zu dem Sie sich vorstellen können, die gefragten Aktivitäten selbstständig ausführen zu können.“

Das Antwortformat erfolgt in Form von 11 Zeitskalen, wobei ich eine altersgruppenspezifische Anpassung der Skalen vorgenommen habe. Hierbei wurden die Antwortskalen auf das jeweiligen Lebensalter und die durchschnittliche Lebenserwartung der jeweiligen Generation in Deutschland angepasst.

Messzeitpunkte

Der SHH Fragebogen und die Kontrollvariablen wurden an drei verschiedenen Zeitpunkten der Trainingsstudie erhoben:

  1. vor dem ersten Training
  2. nach dem letzten Training
  3. 4 Wochen nach dem letzten Training

Ich habe zusätzliche Instrumente zur Erfassung von Zeitperspektiven sowie allgemeine Selbstwirksamkeitserwartungen, Optimismus und Lebenszufriedenheit, subjektive Kompetenz und Kontrollüberzeugungen und letztendlich spezifische Neugier-Inventare mittels Selbstbeurteilungsverfahren erfasst, um deren Wechselwirkungen mit der subjektiven Einschätzung der eigenen Gesundheitserwartung zu untersuchen.

Trotzdem die Trainingsstudie noch nicht vollständig abgeschlossen ist, werde ich im nächsten Blog einen ersten Einblick in die ersten Erkenntnisse und einen allgemeinen Überblick bei der Auswertung der Fragebögen geben.

Sandra Düzel

Ältere Blogbeiträge zum Förderpreis 2011 finden Sie hier:
Vorbericht
Januar 2012

Februar 2012

März 2012

April 2012

Juni 2012

Juli 2012