Während die Bevölkerung weiter altert, bilden deutsche Unis kaum Altersmediziner aus. Woran liegt das?
„Nur an sieben der sechsunddreißig medizinischen Fakultäten in der Bundesrepublik verzeichnet das Weißbuch Geriatrie Lehrstühle für die Medizin des Alterns, obwohl sie als Querschnittsfach im Lehrplan seit 2004 verankert ist. «Oft halten fachfremde Dozenten die Vorlesungen», klagt Cornel Sieber, der Chefarzt der Geriatrie an der Uniklinik Nürnberg. «Doch man sollte spezielle Kenntnisse haben, um die komplexen Zusammenhänge bei älteren Patienten zu vermitteln: Ein Geriater muss ganzheitlich handeln und weniger auf ein Organ zentriert.» Der Mangel an Lehrstühlen wirke sich auch auf die Forschung aus: Es fehle etwa an Studien, die Arzneimittel auf ihre Wirkung bei älteren Menschen testeten.
Im europäischen Ausland, legt Sieber nach, habe die Geriatrie eine deutliche Aufwertung erfahren. Vielerorts gebe es mehr Lehrstühle als in Deutschland; in Italien seien es rund dreißig. Mit Blick auf den steigenden Bedarf einer alternden Gesellschaft will der Hochschullehrer die Studenten zudem möglichst früh für das Ziel der Altersmedizin gewinnen, ein selbständiges Leben möglichst lange zu erhalten oder wiederherzustellen […]“
Quelle: http://www.faz.net, 01. Juli 2010
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