IG Metall: Die schöne neue Arbeitswelt für die Alten ist und bleibt ein Mythos


 

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Berlin – Die IG Metall hat von der Politik ein Umsteuern bei der Rentenpolitik und von den Arbeitgebern mehr altersgerechte Arbeit gefordert. „Rund 80 Prozent der Wähler sind der Meinung, dass die Rentenpolitik in die falsche Richtung geht und ein grundlegender Kurswechsel notwendig ist“, sagte Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, am Mittwoch in Berlin. Dies müsse die Politik zur Kenntnis nehmen. Denn für 79 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung ist das Thema Rente““sehr wichtig“ bzw. „wichtig“ für ihre Entscheidung bei den anstehenden Bundestagswahlen. Dies belegt eine aktuelle repräsentative Erhebung, die TNS-Infratest im Auftrag der IG Metall durchgeführt hat. Wetzel bezeichnete dieses Ergebnis als Appell an die Parteien:““Kümmert euch um die Sorgen und Ängste der Menschen. Wir brauchen einen Kurswechsel. Mit mathematischen Formeln ist den Menschen nicht geholfen.“

Zudem sei die Bevölkerung bereit, für eine sichere Rente mehr zu zahlen. So sprechen sich 60 Prozent der Befragten für eine Erhöhung der Rentenbeiträge aus, um das Rentensystem langfristig zu sichern, wenn dies zu gleichen Teilen durch Unternehmen und Beschäftigte finanziert werde. 78 Prozent halten die Einbeziehung von Freiberuflern, Selbstständigen und Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung für sinnvoll. 89 Prozent der Menschen sagen dagegen: Die weitere Anhebung des Renteneintrittsalters über das 67. Lebensjahr hinaus ist keine sinnvolle Lösung zur Verbesserung der Situation in der Rentenversicherung. „Diese Ergebnisse zeigen, dass die IG Metall zu Recht das Thema im Rahmen der Kampagne „Gute Arbeit – gut in Rente“ aufgreift, zu einem Schwerpunkt im Bundestagswahlkampf macht, und sich gleichzeitig in den Betrieben für altersgerechte Arbeitsgestaltung einsetzt“, sagte Wetzel.

„Die schöne neue Arbeitswelt für die Alten ist und bleibt ein Mythos“, sagte Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied und Sozialexperte der IG Metall. Die Behauptung, dass Arbeitnehmer in der Gruppe „60 plus“ gefragter seien denn je, schmelze bei genauerer Betrachtung „wie Schnee in der Frühlingssonne“. Im Organisationsbereich der IG Metall seien nach einer Befragung der Betriebsräte nicht einmal vier Prozent der Beschäftigten über 60 Jahre alt und nur knapp ein Prozent über 63 Jahre. Aus Sicht von Urban taugten die Zahlen zur Beschäftigungsquote Älterer nicht als Begründung für die Rente mit 67. „Sie sprechen vielmehr für eine arbeitspolitische Offensive zur alternsgerechten Gestaltung der Arbeitswelt.“

Die IG Metall fordere ein Alternativmodell zur Einheitsrente mit 67. Notwendig seien Ausstiegsoptionen, die die unterschiedlichen Situationen von Beschäftigten und Betrieben zum Ausgangspunkt nehmen. „In unserem Modell ist nicht jede Option für jeden Beschäftigten geeignet, aber für jeden Beschäftigten existiert eine geeignete Option“, erklärte Urban. Dazu gehöre eine neue, öffentlich geförderte Altersteilzeit, der erleichterte Zugang zu einer generell abschlagsfreien Erwerbsminderungsrente sowie der abschlagsfreie Ausstieg für Beschäftigte mit langen Versicherungszeiten. Die Zustimmung zu diesen Vorschlägen in der Bevölkerung sei hoch. Die IG Metall wolle im Vorfeld der Bundestagswahlen mit ihrer Kampagne „Gute Arbeit – gut in Rente“ dazu beitragen, dass sich die mehrheitliche Zustimmung zu den rentenpolitischen Vorstellungen der IG Metall auch in politischen Mehrheiten umsetze. „Erforderlich ist eine Rente, die vor Armut schützt und nach einer normalen Erwerbsbiografie den Lebensstandard sichert. Notwendig sind Arbeitsplätze, auf denen Ältere gesund bis zur Rente arbeiten können und faire Bedingungen für den Ausstieg aus dem Erwerbsleben“, sagte Urban. Dass es hier noch großen Handlungsbedarf gebe, zeige die betriebliche Praxis im Organisationsbereich der IG Metall.

Quelle: IG Metall, 17.04.2013