Stuttgart, 20. Januar 2012
When I´m 64 – Altern mit Zukunft?!“: „Bei diesem Thema ist ein guter Streit wichtig“
Bei der zehnten Ausgabe der Talk-Veranstaltung CONMEDIA an der Stuttgarter Hochschule der Medien (HdM) drehte sich alles um das Leben im Alter. Prominente Experten wie Franz Müntefering oder Hubert Seiter, Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung in Baden-Württemberg, sorgten für eine kontroverse Diskussion.
Warum sollte man sich schon über die Zeit nach dem Berufsleben Gedanken machen, wenn man sich gerade erst darauf vorbereitet? Fragen zur Rente, zur Altersvorsorge oder zum demografischen Wandel gehören nicht unbedingt zum alltäglichen Studentenleben. Am 19. Januar 2012 haben dies 27 Studenten der HdM geändert und eine Gesprächsrunde mit dem Titel „When I´m 64 – Altern mit Zukunft?!“ organisiert. Gesprächspartner wie der ehemalige Vizekanzler Franz Müntefering (SPD), Hubert Seiter und der Autor Wolfgang Gründinger diskutierten vor rund 300 geladenen Gäste über Generationengerechtigkeit, ein sinnvolles Vorsorgen und ein würdevolles Altern.
Wichtiger Diskurs
Die Rentenproblematik und der Generationenkonflikt sind eine Herausforderung für die heutige Gesellschaft. Die Auseinandersetzung damit war für Franz Müntefering in seiner Amtszeit als Bundesminister für Arbeit und Soziales bestimmend. Der 72-Jährige hält es für sehr wichtig, dass sich gerade junge Menschen mit den Perspektiven im Alter beschäftigen. Schließlich könne sich dem früher oder später sowieso niemand entziehen: „Bei diesem Thema ist ein guter Streit wichtig. Junge Menschen, die gute Ideen haben, sind gefordert. Die müssen sich einmischen!“ Auch Hubert Seiter, Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung, ist sich sicher, dass das Altern die ganze Gesellschaft angeht: „Wenn jeder seine Meinung vertritt, kommt am Ende auch etwas Gutes dabei heraus.“
Im Zeichen des Wandels
In Deutschland werden immer weniger Kinder geboren, gleichzeitig leben die Menschen länger, die Rentenkassen werden leerer. Seiter, der seit fast 30 Jahren für das Rentensystem kämpft, sieht dafür vor allem einen Lösungsweg: „Die Menschen müssen lange arbeiten wollen. Da müssen wir gemeinsam hinkommen.“ Auch Wolfgang Gründinger findet, dass ein längeres Arbeitsleben wichtig sei. Die Menschen dürften dabei aber nicht verschlissen werden. Der Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (SRzG) fordert die Älteren auf, mehr Verantwortung bei der Lösung des Demografieproblems zu übernehmen. Die Jungen seien nicht der Gegner der älteren Generation, sondern ihre Schutzmacht.
Klug Vorsorgen
Zur Untermalung der Talkrunde hatten die Studenten mehrere Videoeinspieler produziert. Unter stellten sie darin den wechselhaften Lebenslauf einer Arbeitnehmerin in der Medienbranche vor. Vor allem dem jüngeren Publikum wurde so bewusst, dass eine vorausschauende Zukunftsplanung das Leben im Alter deutlich erleichtern kann.
Altern in Würde
Zum Jugend- und Schönheitswahn der Gesellschaft entlockten die Moderatorinnen Birgit Guggi und Friederike Hiller Franz Müntefering einige ganz private Empfindungen: „Schönheit ist relativ. Sie ist nicht das, was man in Katalogen sieht. Alles was im Gedächtnis bleibt, ist für mich schön.“ Die Gastronomin und „Schwulenmutter Stuttgarts“, Laura Halding-Hoppenheit, störte sich vor allem an dem negativen Bild des Alters in der Gesellschaft: „Früher war das Seniorenalter mit Respekt verbunden, heute gehen die Leute vor mir in Deckung.“ Man könne sich hierbei etwa ihre rumänische Heimat zum Vorbild nehmen. Ältere Menschen seien dort bis ins hohe Alter fest in das Alltagsleben integriert. So müsse man vor einer älter werdenden Gesellschaft keine Sorgen haben, erklärt Halding-Hoppenheit. Der „Anwalt der Jungen“, Wolfgang Gründinger, kann dem einen gewissen Charme abgewinnen: „Studenten haben weniger Probleme bei der Wohnungssuche, es gibt viele Arbeitsplätze, beispielsweise im Pflegesektor – ich stelle mir eine alternde Gesellschaft eigentlich richtig geil vor!“
Modell für die Zukunft?
Ein Konzept für das Leben im Alter zeigte Ingrid Engelhart auf. Sie hat in Baden-Württemberg sieben „ZeitBank55+“-Vereine auf den Weg gebracht. Die Mitglieder solcher Zeitbanken helfen sich gegenseitig beim Bewältigen der Aufgaben im Alltag. Für die Unterstützung erhalten die Helfer Punkte, die sie später, wenn sie selbst älter sind, wieder einlösen können. „Pioniere, die einmal etwas Neues ausprobieren, sind gefragt. Die jungen Menschen sollten keine Angst vor dem Altern haben“, findet Engelhart. Für Lacher im Publikum sorgten die Auftritte des Poetry-Slammers Björn Högsdal. Der Kieler Künstler ging das Thema der Veranstaltung satirisch an.
Konzipiert und umgesetzt wurde die Veranstaltung von Studenten des Bachelor-Studiengangs Medienwirtschaft und des Master-Studiengangs Elektronische Medien der HdM. Die beiden Moderatorinnen nehmen am Weiterbildungsprogramm des Instituts für Moderation (imo) an der Hochschule der Medien teil.
Kontakt:
Achim Winckler, Studiengang Medienwirtschaft
PR/Öffentlichkeitsarbeit der CONMEDIA
Telefon: 0176/96520901
E-Mail: aw074@hdm-stuttgart.de
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